08.11.2018, Donnerstag, 17:00 Uhr
Ringvorlesung

Was macht die Prosa der 1980er Jahre aus? Mit welchen ästhetischen  
Konzepten, poetologischen Überlegungen, Schreibweisen und Inhalten  
positionierten sich Schriftstellerinnen und Schriftsteller zu ihrer  
Zeit, ihren Vergangenheiten und welche Zukunft hielten sie für  
gestaltbar? In welchem Verhältnis sahen sie sich zur Regierung in  
Bonn? Wie weit und wie nah waren ihnen die Kolleginnen und Kollegen im  
Osten?

Im Zusammenspiel der ästhetischen Lösungen, die sich in der Literatur  
dieser Zeit ausmachen lassen, lassen sich paradigmatische  
Beobachtungen machen: Im „allegorischen Erzählen“ findet Günter Grass  
den Weg zu einer kritischen Sichtung der Gegenwart. Seine Schreiben  
ist ebenso politisch wie es sich jeder aktuellen Zuordnung verweigert.  
Sein zeitgleiches politisches Votum wird zum dialektisch gesetzten  
Gegenentwurf. Im „politischen Schreiben“ sucht demgegenüber Günter  
Wallraff das Verhältnis von Literatur, Demokratie und Widerspruch  
auszuloten. In seinen Reportagen bedient er sich einer Anti-Poetizität  
zu der Karin Struck Texte der Neuen Subjektivität einen Gegenentwurf  
darstellen: „Jedes unserer sogenannten privaten Probleme ist ein  
Moment der Zeit, in der wir leben, wir müssen es nur übersetzen“,  
stellt sie in ihrem Roman „Die Mutter“ (1982) fest. Günter Wallraff  
wird von Bild verklagt und schreibt „Ganz unten“. Günter Grass  
experimentiert mit Prosaformen in den „Kopfgeburten“ und bringt in der  
„Rättin“ sein bild- und textverbindendes Nachdenken über das Potential  
der Zukunft an ein Ende.
In zwei Etappen gehen Prof. Dr. Gertrude Cepl-Kaufmann am 8.11.2018 im  
Goethe-Museum und Dr. Jasmin Grande am 15.11.2018 in der Universität-  
und Landesbibiliothek Düsseldorf der Prosa der späten „Bonner  
Republik“ nach. Die Vorträge finden im Rahmen der Ringvorlesung "Die  
Bonner Republik. Forschung - Diskurs - Wissenschaft" statt, die von  
der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf  
sowie dem dortigen An-Institut "Moderne im Rheinland" veranstaltet wird.

Eintritt frei


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