Was macht die Prosa der 1980er Jahre aus? Mit welchen ästhetischen
Konzepten, poetologischen Überlegungen, Schreibweisen und Inhalten
positionierten sich Schriftstellerinnen und Schriftsteller zu ihrer
Zeit, ihren Vergangenheiten und welche Zukunft hielten sie für
gestaltbar? In welchem Verhältnis sahen sie sich zur Regierung in
Bonn? Wie weit und wie nah waren ihnen die Kolleginnen und Kollegen im
Osten?
Im Zusammenspiel der ästhetischen Lösungen, die sich in der Literatur
dieser Zeit ausmachen lassen, lassen sich paradigmatische
Beobachtungen machen: Im „allegorischen Erzählen“ findet Günter Grass
den Weg zu einer kritischen Sichtung der Gegenwart. Seine Schreiben
ist ebenso politisch wie es sich jeder aktuellen Zuordnung verweigert.
Sein zeitgleiches politisches Votum wird zum dialektisch gesetzten
Gegenentwurf. Im „politischen Schreiben“ sucht demgegenüber Günter
Wallraff das Verhältnis von Literatur, Demokratie und Widerspruch
auszuloten. In seinen Reportagen bedient er sich einer Anti-Poetizität
zu der Karin Struck Texte der Neuen Subjektivität einen Gegenentwurf
darstellen: „Jedes unserer sogenannten privaten Probleme ist ein
Moment der Zeit, in der wir leben, wir müssen es nur übersetzen“,
stellt sie in ihrem Roman „Die Mutter“ (1982) fest. Günter Wallraff
wird von Bild verklagt und schreibt „Ganz unten“. Günter Grass
experimentiert mit Prosaformen in den „Kopfgeburten“ und bringt in der
„Rättin“ sein bild- und textverbindendes Nachdenken über das Potential
der Zukunft an ein Ende.
In zwei Etappen gehen Prof. Dr. Gertrude Cepl-Kaufmann am 8.11.2018 im
Goethe-Museum und Dr. Jasmin Grande am 15.11.2018 in der Universität-
und Landesbibiliothek Düsseldorf der Prosa der späten „Bonner
Republik“ nach. Die Vorträge finden im Rahmen der Ringvorlesung "Die
Bonner Republik. Forschung - Diskurs - Wissenschaft" statt, die von
der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
sowie dem dortigen An-Institut "Moderne im Rheinland" veranstaltet wird.
Eintritt frei
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