JOHANN BERNHARD BASEDOW (1724–1790)
Eigenhändiger Brief vmtl. an den Kupferstecher Daniel Nikolaus Chodowiecki
(1726–1801) in Berlin
Dessau, 18. Juli 1775
Mit dem aufklärerischen Theologen und Schulreformer Basedow hat Goethe im Sommer 1774 die berühmte „Geniereise“ auf der Lahn und auf dem Rhein unternommen. Später hielt er Distanz zu dem wegen seines cholerischen Temperaments gefürchteten Pädagogen.
Im Brief dankt Basedow dem Adressaten für sein Porträt: „Durch die Abdrucke von dem Werke Ihrer Kunst haben Sie mir ein angenehmes Geschenk gemacht. Es ist wahrlich eine Ehre, von einem solchen Künstler vorgestellet zu werden. Ob Sie aber Ihre Kunst gebraucht oder gemißbraucht haben, einen Mann, wie ich bin, abzubilden, darüber werden meine Gegner anders urtheilen, als meine Freunde [...] Wenn Sie bey Musse die Schrift an die Cosmopoliten durchlesen, so werden Sie finden, daß sie kürzer [...] ist, als die Ankündigung des Philanthropinums".
Mit seiner Schrift „Für Cosmopoliten[.] Etwas zu lesen, zu denken und zu thun" (Leipzig 1775) warb Basedow um Unterstützung für seine im Dezember 1774 eröffnete Musterschule in Dessau. Der Untertitel lautet: „In Ansehung eines in Anhalt-Dessau errichteten Philanthropins oder Pädagogischen Seminars von ganz neuer Art, die schon alt seyn sollte. Ein Antrag an Eltern, an Studirende, an solche, welche die Nothwendigkeit guter Werke practisch glauben, an Wohlthäter armer zur Pädagogie geschickter Genies, und an Staatsmänner, die ihren Monarchen von etwas Anders, als von Finanzen und Miliz, Vorstellungen thun dürfen“.
Bild: Johann Bernhard Basedow. Kupferstich von (Friedrich Wilhelm Bollinger nach Chodowiecki).
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