mit: Jörg Siebenhaar (Akkordeon, Piano), Konstantin Wienstroer (Kontrabass), Peter Baumgärtner (Schlagzeug)
Eintritt 18 €
Von Bach bis Beatles: ein Trio spielt mit lässiger Virtuosität Songs voller Lebensfreude. Jörg Siebenhaar raucht gerne Pfeife. Ehe der Tag noch richtig beginnt, steht er draußen auf der Terrasse, im Garten seines Hauses. Eine kleine Weile lang leistete dem Akkordeonisten jeden Morgen ein Rotkehlchen Gesellschaft. Nun hat Siebenhaars Band diesem Vogel ein ganzes Album gewidmet. „Le Petit Oiseau“ ist das neue Programm des grenzüberschreitenden Trios „Accordion Affairs“.
Der Name der Band spricht für sich – das Akkordeon steht im Mittelpunkt. Oder auch nicht, schließlich ist jeder der drei Musiker gleichermaßen wichtig für den jazzig-feinen Klang. „Wir sind absolut demokratisch,“ sagt Schlagzeuger Peter Baumgärtner über das seit 2015 bestehende Trio. „Die Band ist ein sozialer Akt“. Für ihr zweites Album wählten Baumgärtner, Siebenhaar und Bassist Konstantin Wienstroer gleichberechtigt Lieblingsstücke von Bach bis Sting aus. Klassiker des Tango von Carlos Gardel und Paolo Fresu, Pop von den Beatles, Grenzüberschreitendes von Carla Bley.
Dies ist kein „Experten-Jazz“, wie Baumgärtner betont, dies ist „World Music“ im besten Sinne, hochsensible, warme Musik, die ihre Nähe zu Pop, Klassik, Tango und Jazz nicht versteckt, aber niemals nur ein Genre bedient. Jeder der Songs ist bei „Accordion Affairs“ Sprungbrett für ihre Improvisationen. Dabei wirkt kein Solo je erzwungen, alles fließt mühelos ineinander und dient stets dem Song.
„Am Akkordeon kenne ich keinen, der so virtuos ist“, schwärmt Drummer Baumgärtner über den im Alter von zwei Jahren erblindeten Jörg Siebenhaar. „Er packt beim Spielen plötzlich unglaubliche Dinge aus – und du musst reagieren. Wie der swingt! Und er geht immer volles Risiko, spielt nie kalkuliert.“
Wenn man es nicht besser wüsste, würde man „Accordion Affairs“ für ein Quartett halten. Siebenhaar spielt mit der rechten Hand Akkordeon – und mit links gleichzeitig Klavier. Dass das Instrument kein ambitionsloses Hobby für den studierten Akkordeonisten ist, zeigt der Schlusstitel, eine wunderbar lyrische, auf die Essenz reduzierte Solo-Piano-Improvisation über Bachs Präludium in E-moll.
Seit 2015 spielen Siebenhaar, Baumgärtner und Wienstroer im Trio, durch einen Zufall: Ihr Gitarrist steckte im Stau fest, „da mussten wir das so hinzaubern“, wie sich Baumgärtner erinnert. Mit Magie hat die Musik des Trios indes nichts zu tun, eher schon mit der Gelassenheit erfahrener Musiker, gestählt durch tausende Konzerte und unzählige Theater- und Filmproduktionen.
Die drei können alles spielen, hören aber immer auf ihr Gefühl. Das sagte ihnen zum Beispiel, dass es bei der Beatles-Ballade „Here, There And Everywhere“ eine gute Idee sein könnte, dass der Bass die Melodiestimme übernimmt. Und wer Wienstroers lässiges Spiel hört, weiß: Es ist genau richtig so.
Teilen auf: